Menschen, die an Rheuma leiden und schon beim Anblick einer Treppe Schmerzen verspüren, verzichten häufig und gern auf Sport. Doch gezielte Bewegung steigert nicht nur die Lebensqualität, sondern wirkt auch Schmerzen entgegen.
Menschen, die an Rheuma leiden und schon beim Anblick einer Treppe Schmerzen verspüren, verzichten häufig und gern auf Sport. Doch gezielte Bewegung steigert nicht nur die Lebensqualität, sondern wirkt auch Schmerzen entgegen.
Schmerzen bei jeder Bewegung, ein hoher Verlust der Lebensqualität: Von Rheuma sind nicht nur ältere Menschen betroffen, sondern zusehends auch Kinder. Etwa zwei Millionen Österreicher leiden an dieser Erkrankung des Bewegungsapparates. „Rheuma“ heißt es heute landläufig, wenn Gelenke schmerzen oder die Knochendichte nachlässt. Hinter diesem Allgemeinbegriff verbirgt sich jedoch eine Vielzahl an Krankheitsbildern. So etwa leiden 40 Prozent der über 70Jährigen an Arthrose, einer Abnutzung der Gelenke. Auch Osteoporose, also der Verlust der Knochendichte ist ein rheumatisches Krankheitsbild, an dem fast eine Million der Österreicher, meist Frauen, leiden. Und chronische Polyarthritis, eine entzündliche rheumatische Erkrankung, betrifft etwa 60.000 Menschen in Österreich. Gicht heißt die Stoffwechselstörung, bei der der Harnsäurespiegel erhöht ist und vor allem bei Männern zwischen 30 und 45 Jahren auftritt. Auch von der entzündlichen Erkrankung der Wirbelsäule, besser bekannt als Morbus Bechterew sind Männer häufiger betroffen.
Alle diese Erkrankungen haben eines gemeinsam: Betroffene büßen stark an Lebensqualität ein, weil jede Bewegung Schmerzen verursacht. Doch inzwischen gibt es eine Reihe von Studien, die aufzeigen, dass Bewegung und Sport den Krankheitsverlauf äußerst günstig beeinflussen. Betroffene, die sich bewegen und Sport treiben, stärken ihre Muskelkraft und damit die Stabilität der Gelenke. Das bewirkt, dass die allgemeine Leistungsfähigkeit erhalten und sogar gesteigert werden kann. Dennoch sollte man die sportlichen Ambitionen aber auch nicht übertreiben, sondern ein ausgewogenes Maß an Ausdauer- und Kraftsportarten wählen. Nicht empfehlenswert sind Sportarten, bei denen es zu stoßähnlichen Belastungen der Gelenke kommt, etwa bei Bewegungen wie Springen, wenn Gelenke betroffen sind. Auch Tennis, Squash oder Badminton sind nur bedingt zu empfehlen. Abrupte Bewegungen oder plötzliche Stopps, sowie Stoßbelastungen sind ungünstig. Nicht zu empfehlen sind Kontakt- oder Kampfsportarten, wie Fußball, Eishockey oder Judo – hier ist die Verletzungsgefahr höher.
Ideal sind daher Bewegungen, bei denen kein anhaltender Druck auf die Gelenke ausgeübt wird, wie Aktivitäten im Wasser, Radfahren oder Tanzen – abgesehen von Rock’n roll-Sprüngen. Auch Langlaufen oder sanfte Gymnastik verhelfen zu neuer Energie. Grundsätzlich gilt: alle Sportarten, die man nicht neu erlernen muss, sind zu empfehlen. Auch ein schonendes Krafttraining an Geräten kann sehr positiv sein. Von Sportarten, die den Körper einseitig belasten, Fehlhaltungen fördern oder ein hohes Verletzungsrisiko bergen, raten Experten aber ab. Außer: Patienten haben eine ausgeprägte Leidenschaft für Reiten oder Handball und die Schmerzen bleiben in einem erträglichen Maße. Oberste Regel ist immer: die Sportart sollte ein möglichst geringes Verletzungsrisiko mit sich bringen und keine übermenschlichen Belastungen verursachen.
Treten Schmerzen nach dem Sport auf, kann es einerseits ein Muskelkater sein. Das ist nichts Böses. Andererseits können Schmerzen während des Sports ein Signal für eine Überlastung sein. Bei anderen Betroffenen lassen die Beschwerden vielleicht bei Bewegung wieder nach. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Bewegung den Stoffwechsel anregt und so Entzündungsstoffe abgebaut werden. Wenn es nicht unbedingt Rugby oder Eishockey sein muss, ist Sport ein guter Weg, um den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen. Wegen der Schmerzen darauf zu verzichten, beurteilen Experten als ungünstig, denn dadurch rosten die Gelenke ein, sie versteifen. Das ideale Trainingsprogramm besteht aus 30 Minuten Sport, angepasst an den Krankheitszustand – und das drei Mal pro Woche.
Wie ein abgestimmtes Training sind auch Heilgymnastik und Ergotherapie wesentliche Bestandteile der Behandlung bei rheumatischen Erkrankungen. Diese Art von Therapie muss aber immer unter gezielter Anleitung stattfinden. Dabei werden die Bewegungsmuster entsprechend bedient, also fließende Bewegungen, bei denen die Gelenke in einer Art „natürlicher Kettenreaktion“ beansprucht werden, wie etwa beim Hinsetzen oder Aufstehen. Bewegung kann auch wie ein Schmerzmedikament wirken. Vor allem bei Fibromyalgie gibt es Hinweise, dass durch Bewegung nicht nur die Schmerzen verringert, sondern auch die Medikamenteneinnahme gesenkt werden kann. Bewegung gut und schön – doch alles durchdacht, bitteschön. Der Schritt zu neuer Lebensfreude erfolgt dann ganz von selbst.